Video: In Cottbus im Stasi-Knast

Nach einem gescheiterten Fluchtversuch in den Westen kam Rolf-Joachim Erler, geboren 1949 in Dresden, 1973 in Stasi-Haft. Unter menschenunwürdigen Bedingungen war er 26 Monate lang im Zuchthaus Cottbus inhaftiert.

Viele Jahre später begleitet der Journalist Ricardo Tarli den eingebürgerten Schweizer Pfarrer aus Zürich nach Cottbus, wo er von seinen leidvollen Erfahrungen erzählt.

Aus der Stasi-Haft ins Pfarrhaus

Gesprächsrunde mit Rolf-Joachim Erler und Christoph Wonneberger
Dienstag, 22. Januar 2019
19 Uhr
DDR-Museum, Berlin

Rolf-Joachim Erler erzählt in seinen Erinnerungen »Freiheit, die ich meine: Flagge zeigen!« aus seinem Leben. Er wird 1949 in Dresden geboren und besucht die Schule in Herrnhut. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch wird er von der DDR-Staatssicherheit 1973 verhaftet.

Es folgen 26 Monate im Zuchthaus Cottbus. Nach seinem Freikauf durch die Bundesrepublik studiert er Theologie und ist von 1987 bis 2014 Pfarrer in der Evangelischen-Reformierten Landeskirche in Zürich.

Der ehemalige Leipziger Pfarrer Christoph Wonneberger wird sich mit dem Autor über die Möglichkeiten des Widerstehens in einer Diktatur unterhalten. Wonnenberger war einer der Initiatoren der Friedensgebete in der Nikolaikirche, die zum Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen wurde.

Im Gespräch:
Rolf-Joachim Erler,Pfarrer i.R., Zürich
Christoph Wonneberger, Pfarrer i.R., Leipzig

Es moderiert:
Ricardo Tarli

Link: http://www.ddr-museum.de/de/museum/veranstaltungen/von-der-stasi-haft-die-schweiz

Honeckers Technologieschmuggler in der Schweiz

Im Dokumentarfilm „Schwarze Geschäfte – Honeckers Technologieschmuggler“ gebe ich Auskunft zu den geheimen Geschäften der Stasi in der Schweiz.

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Screenshot aus „Schwarze Geschäfte – Honeckers Technologieschmuggler“. Ein Film von Hans Sparschuh und Rainer Burmeister

Aus dem Begleittext:
„Wenn es um technischen Fortschritt ging, blieb die DDR bis zum Ende ihrer Existenz auf schwarze Geschäfte mit Mittelsmännern und Firmen im Westen angewiesen. Im Laufe der Jahrzehnte waren nahezu die Hälfte der im „Operationsgebiet“ tätigen DDR-Spione mit der Beschaffung wissenschaftlicher und technischer Spitzenprodukte beschäftigt, die die DDR-Volkswirtschaft am Leben hielten. (…) Der spannende Film von Hans Sparschuh und Rainer Burmeister beschreibt detailliert, wie und mit welchen Mitteln es dem Ministerium für Staatssicherheit gelingen konnte, trotz Sanktionen nahezu 40 Jahre lang Hochtechnologie im Westen zu beschaffen.“

Der Film ist in der rbb-Mediathek abrufbar.

 

 

LUGANO PARADISO: „Operationsgebiet Schweiz“ kommt auf die Bühne

Ein Stück Zeitgeschichte kommt auf die Bühne: In LUGANO PARADISO setzt sich der in Berlin lebende Schweizer Theaterautor Andreas Sauter kritisch mit der Schweiz während des Kalten Krieges auseinander.

Aus der Stückbeschreibung:
„Gewappnet mit dem Zivilverteidigungsbuch machen sich die Eidgenossen bereit zur Landesverteidigung. Eine Geheimorganisation zur Stärkung des Widerstandswillens, P26, wird gegründet. Der Staat bespitzelt und fichiert mehr als 800 000 Menschen. Alle, die sich nicht im bürgerlichen oder rechtsbürgerlichen Mainstream bewegen, machen sich verdächtig. Die geistige Landesverteidigung mündet in einem skurrilen Sicherheitsdenken.

Doch es finden sich Löcher im Eisernen Vorhang. Die neutrale Schweiz, die das Handelsembargo der Westmächte gegen den Ostblock nicht offiziell stützt, wird zum Umschlagplatz aller erdenklichen Embargogüter. Dubiose Geschäftsleute lassen sich nieder, gründen Briefkastenfirmen. Ein geheimer, undurchschaubarer Wirtschaftsapparat, der Gewinne in Millionenhöhe einstreicht und auf Schweizer Konten verschwinden lässt. Geduldet von Schweizer Behörden, gelenkt vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR.

Das Personal in Lugano Paradiso ist gross, die Dramaturgie bestechend: Scheinbar nebeneinander agierend, stossen die Figuren immer wieder aufeinander: Staatsschützer, Journalisten, Widerstandskämpfer der P26, Befrager, Anwälte, skrupellose Geschäftemacher, Opfer. Jeder beobachtet jeden. Jeder ist verdächtig. Eine Stimmung von Angst, Misstrauen und bedingungslosem Widerstandswillen breitet sich aus.

Dadurch, dass Andreas Sauter die Begegnung der Figuren zum Teil auf verschiedenen Zeitebenen stattfinden lässt, entsteht eine flirrende, mal erschreckende, mal absurde Atmosphäre, die sich zunehmend verdichtet und eine anhaltende, ständig korrespondierende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herstellt. (…)

Dokumentarisch genau beschreibt Sauter die atomare Bedrohung, das Wettrüsten, das antikommunistisch aufgeladene Klima in der Schweiz, die sich zum Überwachungsstaat entwickelt, sich als Bollwerk gegen kommunistische Unterwanderung versteht und zur gleichen Zeit das DDR-Regime durch ihre Passivität und Duldung der Umgehungsgeschäfte jahrzehntelang stützt und sich bereichert.

Lugano Paradiso ist eine rasante Reise durch die jüngste Geschichte, die nicht mit dem Kalten Krieg endet, sondern bis ins Heute führt und drängende Fragen auf unsere Zukunft wirft.“

Das Theaterstück basiert unter anderem auf den Recherchen über die geheimen Geschäfte der Stasi in der Schweiz, die 2015 im Buch „Operationsgebiet Schweiz“ veröffentlicht worden sind.

Die Uraufführung findet am 22. März 2018 in St. Gallen statt. Die Vorstellung ist ausverkauft.

LUGANO PARADISO oder So schön wie dieses Jahr hat der Flieder lange nicht geblüht

 

Neue Fälschungsvorwürfe gegen Zürcher Galeristin

Im Mai 2016 sorgte die Zürcher Galerie Orlando für Schlagzeilen: Sie soll ein Gemälde des «Meisterfälschers» Wolfgang Beltracchi in den Handel gebracht und verkauft haben (der TA berichtete).

Nun werden erneut schwere Vorwürfe gegen die Galeristin laut. Sie soll dem bekannten Liechtensteiner Kunstsammler Herbert Batliner gleich mehrere gefälschte Gemälde verkauft haben.

von Ricardo Tarli

zum Artikel (Tages-Anzeiger vom 4.11.17)